Wenn die Kamera langsam wieder zu einem Teil des eigenen Körpers wird, dann kribbelt sich da wieder dieses wohlig warme Gefühl im Bauch zurecht. Mit meiner Mamiya RZ67 Pro II musste und muss ich mich erst noch ein wenig eingrooven. Mein altes Arbeitstier, die Canon 5D Mark II, ist mir mittlerweile zu einer Art Erweiterung meines Körpers geworden, wenn ich mit ihr arbeite. Sie steht nicht mehr zwischen dem Menschen vor der Kamera und mir. Bei der Mamiya ist das noch ein bisschen anders. Aber wir arbeiten daran.
Mit Grethe, mit der ich mich Mitte Mai auf ein Shooting in Markkleeberg bei Leipzig traf, war es hingegen vom ersten Moment an harmonisch. Wir trafen uns das erste Mal auf ihrer Terasse auf einen Schluck Kaffee und ein paar Worte, bevor wir uns mit unseren Rädern losmachten. Ich hatte drei Portra 400, zwei 400TX und einen alten Ektachrome dabei. Platz also für jeweils zehn Bilder. Für die vier entstandenen Sets nutze ich fünf Filme.
In der gleißenden Mittagssonne begannen wir unsere kleine Session am See. Erst im Grünen im Schatten eines Baums. Das Equipment zielsicher über einem kleinen Ameisennest geparkt und noch etwas unsicher miteinander. Als dann die ersten beiden kleinen Serien im Grünen und im Schilf geschossen waren, zogen wir weiter zu einer großen, sandigen Freifläche um die Ecke.
Die Sonne brutzelte weiterhin unerbittlich und während ich nicht merkte, dass meine Haut an Armen und Nacken langsam die Farbe zu Rot wechselte, blickte Grethe mit ihrem unvergleichlich eindringlichen und doch leicht abwesenden Blick in die große Linse meiner Kamera. Da ist es wieder, das wohlige Kribbeln, wenn ich auf den Auslöser drücke. Sehen kann ich es nicht sofort. Aber ich weiß: wenn ich alles bedacht habe, sehe ich auf den Bildern später das, was ich hier durch den Sucher gespürt habe.
Vielen Dank liebe Grethe. Es war mir eine große Freude und ich freue mich aufs nächste Mal.