Das Text-Bild-Verhältnis ist diesmal vertauscht. Aber das halte ich für nötig. Zwar war Theresienstadt kein Konzentrationslager, jedoch ein Zwischenlager (diese Wortwahl habe nicht ich mir ausgedacht) für Regierungsfeinde, vor allem Juden, und andere, aus damaliger Sicht verbrecherische Menschen. Hier starben täglich ca. 200 Menschen an Hunger, Folter, Erschießungen und anderen grausamen Ursachen. Die, die überlebten, wurden in die Konzentrationslager deportiert. Auschwitz, Dachau und Buchenwald sind nur wenige davon.
Bei einer Führung durch die Baracken, die aussehen, als passten gerade 100 Leute einigermaßen hinein, wurde uns gesagt, dass sich darin bis zu 600 Frauen, Kinder und Männer befanden, die keinen Zugang zu jeglichen Einrichtungen hatten, die für Körperpflege und auch andere menschliche Bedürfnisse essenziell sind.
Der Urin tropfte stinkend von den Decken auf die eng aneinander liegenden, stehenden und sitzenden Menschen, die auch ihren Stuhlgang auf dem Boden verrichten mussten. Dabei herrschten im Sommer gut 50° in den Räumen. Man halte sich hierbei vor Augen, dass den Insassen auch fast vollständig das Duschen verwehrt wurde. Typhus, sonstige Erkrankungen und, daraus oft folgend, der Tod, waren die Folge.
Die Insassen die einmal im Monat duschen durften, mussten dies innerhalb von drei Minuten, zusammen mit 5 Anderen unter einem kleinen Duschkopf tun, während ihre Klamotten gereinigt wurden. Die nassen Sachen mussten sie anschließend anziehen, um dann arbeiten zu müssen. Auch im Winter.
Ein Kilo Haare gibt 50 Pfennig. Das war der damalige Kurs für die Haare der Toten. Seziert und geschoren wurden sie auf den Marmor-Tischen, die ihr auf den Fotos sehen könnt. Ein merkwürdiges Gefühl, sich so nah daran aufzuhalten und sich dort hin zu beugen.
Die Holztische waren Waschtische, die es den Juden anfangs erlaubten ihre Waschung der Toten zu vollziehen. Anschließend wurden die kahl geschorenen Leichen in Särgen beerdigt. Als die Sterberate stieg, wurden es drei Leichen pro Sarg. Als das auch nicht mehr reichte, wurden die Leichen in Massengräbern zu je 65 Leichen verscharrt. Auch das reichte bald nicht mehr. Die Toten wurden verbrannt. 200 pro Tag.
Abschließen möchte ich mit einer Geschichte, die mich persönlich sehr beeindruckt hat. Im negativen Sinne. So viel Unmenschlichkeit und Berechnung hat mich geschockt. „Ende 1943 kannten die Gefangenen das Wort „Stadtverschönerung“ noch gar nicht, Anfang 1944 war es in aller Munde. Die Aktion wurde Ende 1943 von der SS auf Drängen des Auswärtigen Amtes und des Deutschen Roten Kreuzes angeordnet, da sich das Internationale Rote Kreuz (IRK) für Theresienstadt interessierte und die SS das Ghetto Theresienstadt propagandistisch nutzen wollte, um der im westlichen Ausland verbreiteten „Greuelpropaganda“ in Bezug auf die Massenmorde an den Juden entgegenzuwirken.“ (1)
Hierbei wurden Geschäfte, wie eine Metzgerei und eine Bäckerei und auch die sogenannte „Jüdische Sparkasse“ eingerichtet. Die Kinder mussten den Lagerkommandanten mit „Hallo Onkel“ begrüßen. Letzteres wurde trainiert, indem ihnen, jedes Mal, wenn sie dies taten, ein Fisch als Belohnung hingeworfen wurde. Des Weiteren wurden die Straßenzüge verschönert, eine Kinderkrippe eingerichtet und ein Fußballturnier inszeniert. Hiervon sind vor wenigen Jahren Filmreste aufgetaucht, die das Fußballspiel zeigen. Alle dort zu sehenden Akteure sind anschließend in den Konzentrationslagern ums Leben gekommen.
Außerdem wollte die deutsche Regierung des Dritten Reichs damit erreichen, dass sich die Juden freiwillig melden, da sie ebenfalls ihren Anspruch auf ein so schönes Leben geltend machen wollten. Sie konnten sogar Wohnungen mit mehreren Zimmern buchen. Nachdem sie mit dem Zug nach Theresienstadt transportiert wurden, wurden die Familien voneinander getrennt, die Wertgegenstände wurden ihnen abgenommen und sie wurden zu den anderen Gefangenen in die Baracken gebracht. Die Miete für die angeblichen Wohnungen wurde bereits im Voraus bezahlt.
Weitere Details werde ich hier nicht aufführen. Ich denke das reicht, um sich vorzustellen, was für eine Wirkung das Ghetto, die Baracken, das Krematorium und die anderen Räume, die seit Kriegsende fast unverändert dastehen, auf den Betrachter haben.
(1) Quelle: http://www.ghetto-theresienstadt.info/pages/v/verschoenerungsaktion.htm
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Ich danke Gott daß ich nicht in jener Zeit gelebt habe.