Mitte letzten Jahres kam der Leipziger Regisseur Nicolai Hildebrandt auf mich zu. Er drehe ein Musikvideo für die junge Leipziger Band „AUA“ und brauche noch Unterstützung in Sachen Visual Effects. Bisschen verbrannter Arm da, ein paar Blitze am Nachthimmel dort. Da bin ich natürlich dabei!
Doch bevor ich starte, hier das Werk in voller Länge:
Nachdem sich, bedingt durch Corona, der Dreh immer weiter nach hinten verschob, startete ich letztlich im November mit der ersten Einstellung. Vor zwei Wochen, am 15. Januar, feierte das offizielle Musikvideo dann YouTube-Premiere. Ein paar der bearbeiteten VFX-Einstellungen habe ich hier mal in drei kurzen Breakdowns zerlegt.
Der Arm
Für leichteres Tracking wurden am Set Marker auf den Unterarm gepunktet, diese wurden später getrackt, anschließend retuschiert und dann die blubbernde Haut darüber gelegt. Die Plate hierfür besteht aus einer, eigens von Nicolai gefilmten, Scheibe Käse auf einem heißen Pizzastein. Das ganze noch etwas zurechtgezuppelt, einen zusätzlichen GridWarp und einen SmartVector eingebaut. Diese sorgen dafür, dass sich auch die Hautporen passend zu den Blasen heben und senken. Aus den aufplatzenden Blasen steigt dann noch etwas Dampf auf. Zack feddich: ekelig.
Aber ganz so einfach ist es natürlich nicht. Zwischen Idee, Wunsch und finalem Ergebnis liegen auch häufig mehr oder weniger viele Zwischenschritte.
Die Brücke
Die oberirdische Gasleitung und eine Bundesstraße samt Auto im Hintergrund wegzuretuschieren ist der erste Schritt in beiden Einstellungen unter dieser Brücke. Viel Material zum Stempeln gibt es nicht. Doch die sehr dunkle Einstellung und das später kontrastreiche Grading erleichtern mir hier die Arbeit ein wenig. Dann noch den Skater, die Büsche und die Brücke im Vordergrund freistellen und schon kann das Gewitter im Hintergrund fröhlich vor sich hingewittern. Die Blitze und Wolken kommen von ActionVFX.
Die Brücke – Teil 2
Analog zum ersten Brücken-Shot gibt es noch diesen kurzen mit viel Handkamerabewegung. Das macht die Herausforderung natürlich noch spannender, als bei einem statischen Schuss vom Stativ. Vor allem, wenn die benötigten Tracking-Features so rar gesäht sind und im digitalen Rauschen der hohen ISO untergehen.
Ein schöner kleiner Job, bei dem ich wieder zwei, drei neue Dinge lernen konnte und an dessen Ende ein wunderbares Video steht. Vernetzt hat Nicolai und mich übrigens die Fotografin Sophie Valentin, deren Arbeiten ich an dieser Stelle auch wärmstens empfehle.
Normalerweise zeige ich hier ja recht wenig aus meinem eigentlichen Job als VFX Artist. Das liegt auch daran, dass es bei größeren Produktionen für Film und TV nicht immer ohne weiteres möglich ist, die Shots, geschweigedenn die VFX-Breakdowns, hier zu zeigen. Zumindest habe ich im Zuge des Website-Updates unter dem Menüpunkt „Film“ jetzt einmal eine Auswahl von Referenzen im Filmbereich zusammengetragen.
Stab
Cast: Hannes Drißner, Anna Wolf
Director / Editor / Colorist: Nicolai Hildebrandt
Director of Photography: Malte Pröckl
Assistant Camera: Henrik Eichmann
VFX Artist / Supervisor: Felix Brokbals
BTS / Stills Photography: Sophie Valentin
Hair / Make-up: Lena Eiteneuer
Gold Suit / Catering: Kira Peñaranda Carrion
Production Assistant: Fabian Bremer